Sie ist die beste Handball-Torhüterin der Schweiz
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#145 | 24.11.2025 | Online lesen | Unterstützen

WNTI Wintibrief

Tizian Schöni

Hallo Champion!

Wir sind bestimmt alle sehr gut in irgendetwas. Aber nur jemand kann von sich behaupten, die beste Handball-Torhüterin der Schweiz zu sein. Es ist Lea Schüpbach aus Winterthur. Als kleines Mädchen wollte sie Fussball spielen, jetzt steht sie bei der WM in den Niederlanden zwischen den Pfosten. Ein Porträt von Christoph Ammann.

Platzhalterbild vom WNTI Team

2018 spielte Lea Schüpbach ihr erstes Spiel in der Nati. (Bild: Handball Schweiz / Adrian Ehrbar Photography)

Sie wächst mit drei Geschwistern in Taa auf, einem beschaulichen Weiler bei Oberseen. Primarschule in Eidberg und Iberg, Sek in der Stadt, Handball-Juniorin bei Yellow. Die Anfänge von Lea Schüpbach klingen unaufgeregt und nach Wohlfühloase. Doch die Seemerin war zu talentiert, um ewig in der Eulachhalle oder in Neuhegi Bälle abzuwehren. Heute ist die 28-Jährige Profi bei Handball Plan-de-Cuques in Südfrankreich. Vor allem aber geht sie als Torhüterin Nummer eins mit dem Nationalteam an die Weltmeisterschaft, die für die Schweizerinnen am Donnerstag mit dem Spiel gegen Iran im niederländischen 's-Hertogenbosch beginnt. «Ich erwarte, dass wir unsere beste Leistung abrufen», sagt Lea Schüpbach, «schliesslich ist es nach zwei EM-Teilnahmen die erste WM überhaupt für ein Schweizer Frauenteam». Die Schweizerinnen treffen in der Vorrunde auch auf Senegal und Ungarn; Platz drei in der Gruppe B reicht zum Einzug in die Hauptrunde.

«Ich wollte eigentlich zum Fussball, aber eine Schulkollegin nahm mich zum Training bei Yellow mit.»

Lea Schüpbach, Handballerin

Dass Lea Schüpbach 63-fache Nationalspielerin im Handball wurde, ist dem Zufall geschuldet. «Ich wollte eigentlich zum Fussball, aber eine Schulkollegin nahm mich zum Training bei Yellow mit», erzählt die Sportlerin, die mit 178 Zentimetern Körperlänge bestimmt auch gute Figur in einem Fussballkasten machen würde.

Lea Schüpbach am Donnerstag beim Testspiel gegen Deutschland. (Bild: freshfocus)

Zwei schwere Verletzungen

Schon als Sechzehnjährige debütierte Lea in der ersten Mannschaft von Yellow, nach Abschluss der United School of Sports folgte sie dem Ruf der Spono Eagles. Mit den Luzernerinnen gewann die Keeperin in zwei Saisons Meisterschaft und Cup. Paris 92 in der höchsten französischen Liga, Bad Wildungen und Metzingen in der deutschen Bundesliga waren ihre drei Profi-Stationen mit Höhen und Tiefen. In Paris spielte Lea nicht oft und brach sich den Fuss. In der zweiten Saison beim TuS Metzingen riss das Kreuzband. «Zum Glück war ich beim Start der Saison 24/25 wieder fit und schaffte es noch ins Natikader für die Heim-EM.» In Basel trumpfte sie gross auf und legte im entscheidenden Gruppenspiel gegen Kroatien mit neun Paraden in der ersten Halbzeit den Grundstein zum Sieg und dem erstmaligen Einzug in eine Hauptrunde eines grossen Turniers. «Wir haben eine coole Truppe beisammen. Viele junge Spielerinnen stossen nach. Der Schweizer Frauen-Handball macht Fortschritte.»

Interview mit SRF Sport an der EM in Basel im November vor einem Jahr. (Bild: Screenshot)

Sie selbst habe immer konsequent die Ziele verfolgt, sagt die Winterthurerin. Die Verletzungen hätten sie widerstandsfähig gemacht, sie habe gelernt, geduldig zu bleiben. Und: «Ich bin dankbar geworden, vor allem meinem Körper gegenüber, dass er sich so zuverlässig von Rückschlägen erholt hat.»

Seit dem Sommer lebt Lea Schüpbach in einer anderen Umgebung. In Plan-de-Cuques, einer Kleinstadt ausserhalb von Marseille, ist das Klima mild und das Meer nicht weit. Handball Plan-de-Cuques gehört derzeit zu den vier besten Teams in der französischen 14er-Liga. «Das Niveau ist hoch; es wird technischer und schneller gespielt als in Deutschland», bilanziert die «Gardienne», die mit den Mitspielerinnen ausschliesslich französisch parliert. Sie kommuniziere während des Spiels zwar intensiv. «Aber wirklich dirigieren kann man als Torhüterin im Spitzenhandball die Vorderleute nicht. Die Angriffe laufen einfach zu schnell.» Ihre Stärken im Tor? «Ich bin explosiv und schnell und erwarte die Bälle nicht einfach passiv, sondern attackiere sie», sagt Lea Schüpbach, die für Normalos unfassbare Reflexe auspacken kann.

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Das WM-Team mit Lea Schüpbach (1) in der Mitte. (Bild: Handball Schweiz / Adrian Ehrbar Photography)

Sie hat nie Angst

Die Bälle fliegen auch im Frauen-Handball mit beeindruckender Wucht auf den Kasten. Ein Schuss von Leas Nati-Kollegin Daphne Gautschi wurde einst mit 109 Kilometern pro Stunde gemessen. Angst, sagt Schüpbach, habe sie im Tor nie. «Man muss stets die Körperspannung halten und riskiert auch mal einen Kopftreffer.» Mit ihren 28 Jahren ist sie nicht nur deutlich älter als die beiden anderen Torhüterinnen im Nationalteam, Seraina Kuratli von GC Amicitia und Claire Hartz von Spono Eagles, Lea ist auch Vorbild. «Wir funktionieren als Team. Jede freut sich, wenn dem Positionsgspänli gute Paraden gelingen.»

Und ist aus der kleinen Lea, die achtjährig bei Yellow mit Handball begann, nun eine grosse Weltenbummlerin geworden? «Ich kehre immer gerne nach Taa zu meiner Familie zurück», kommt es wie aus der Pistole geschossen, «Winti bleibt meine Heimat, auch wenn ich nicht mehr oft in der Stadt unterwegs bin und staune, wie schnell sich alles verändert.»

Christoph Ammann ist preisgekrönter Reisejournalist. Er arbeitete unter anderem beim «Sonntagsblick», der «Sonntagszeitung», und dem «Tages-Anzeiger».

Rubrik: Wärmstens empfohlen

Am Donnerstag gehts los

Handball-Nationaltrainer Knut Ove Joa reist mit einem 18-Frau-Kader an die Handball-Weltmeisterschaft in den Niederlanden und Deutschland. 32 Teams nehmen teil. Die Schweizerinnen spielen in 's-Hertogenbosch (NL) am 27. November um 18 Uhr gegen den Iran, am 29. November um 18 Uhr gegen Senegal und am 1. Dezember um 20.30 Uhr gegen Ungarn. Die besten drei Teams der Gruppe B messen sich anschliessend mit den Top-Drei der Gruppe A (Dänemark, Rumänien, Japan, Kroatien) in der Hauptrunde (drei Spiele pro Mannschaft, Punkte gegen die Vorrunden-Gegnerinnen werden mitgenommen). Anschliessend geht es weiter mit Viertel und Halbfinal, das Finale steigt am 14. Dezember in Rotterdam. (CAM)

Rubrik: Was lauft?
  • MFW-Jubiläum in Buchform: Es ist kalt und grau ‒ noch so gerne erinnere ich mich der heissen, freudigen Tage auf der Steibi. Anlass dazu gibt ein neues Jubiläumsbuch «50 Jahre ‒ immer ein wenig anders». Es wirft einen Blick zurück auf fünf Jahrzehnte Musikfestwochen und wurde initiiert von den zwei Gründungsmitgliedern Markus Hodel und Peti Frei. «Wenn man bei den MFW dabei war, dann entstehen dort Verbindungen fürs Leben», sagte letzterer an der Buchvorstellung vergangenen Samstag. Diese Freundschaften würdige das Magazin. Die Bilder lieferte der Winterthurer Fotograf Enzo Lopardo, die Texte Üsé Meyer, der schon Autor des letzten Jubiläumsbuchs war. «Wir haben am zweiten Festivaltag vom Projekt erfahren», sagte Meyer. In nur drei Monaten kam das 144 Seiten starke Magazin zusammen. Erhältlich ist es ab kommendem Samstag in den Winterthurer Buchhandlungen.

Platzhalterbild vom WNTI Team

Auch die Aktiven fanden sich beim Blättern: Vorstandsmitglied Sonja Kaufmann (l.) und Präsidentin Anina Ljaskowsky. (Bild: Enzo Lopardo)


  • 29 Kunstschaffende an Dezemberausstellung: Aus 120 Dossiers habe die Jury dieses Jahr ausgewählt. Wer es schaffte, darf seine Kunst mit Bezug zur Region Winterthur in der Ausstellung «Überblick 25» zeigen. Der Name ist Programm: Wer die Werke gesehen hat, weiss, was in der Region an Zeitgenössischem passiert. Sie wird jeweils vom Kunst Museum Winterthur, der Kunsthalle Winterthur und der Künstler:innengruppe Winterthur organisiert. Der an der Vernissage am Samstag vergebene Kunstpreis des Galerienvereins, dotiert mit 10’000 Franken, geht an die 30-jährige Thi My Lien Nguyen. Sie wurde für ihre Fotoserie «Gestures of Return» ausgezeichnet.


  • Christian «Chrigel» Hirt erhält Winti-Ehrung: Chrigel Hirt ist unter Festgänger:innen sicher kein Unbekannter. Unter den OK-Mitgliedern dieser Stadt dürfte es aber kaum jemanden geben, der ihn nicht kennt. Der langjährige technische Leiter des Theaters Winterthur organisierte das Albanifest, das Openair-Kino auf dem Bahnhofsparkhaus, Fasnachten und aktuell zum Beispiel das Jubiläum des Ortsvereins Hegi im kommenden Jahr. Für diese Leistungen wurde er an der Wintimäss mit dem Eularius Lapidarius Orden ausgezeichnet.


  • Referenden gegen Camping-Platz-Sanierung zustande gekommen: Gemeinsam mit der AL machte sich die IG Camping im Sommer auf Unterschriftensammlung gegen zwei der drei geplanten Teilprojekte, welche Stadt und Parlament für die Sanierung des Gebiets Schützenweiher vorsehen. Nun sind beide Referenden zustande gekommen, wie die Stadt am Freitag mitteilte. IG und AL wehren sich gegen die Sanierung des Campingplatzes für 6,9 Millionen Franken und die Neuerschliessung für 3,16 Millionen Franken. Wann die Stimmbevölkerung an der Urne entscheiden kann, ist noch nicht bekannt.


  • Lass es dir gut gehen: Was entsteht, wenn sich Yogalehrerinnen, eine Massagetherapeutin und Kommunikationsprofis zusammentun? Das erste «Wellbeing»-Festival von Winterthur. Am 30. Mai 2026 wollen fünf Frauen den Eulachpark zu einer Oase für Yoga, Pilates, Inputs zu Achtsamkeit und mehr machen. Aber sie brauchen dafür noch ein paar Franken. Zum Crowdfunding gehts hier.

Rubrik: Winti weiss

Wie viel uns die Sicherheit an FCW-Matches kostet

Selbst ich als Sportmuffel weiss regelmässig, wann der FCW ein Heimspiel hat ‒ und je nach Grösse des Polizeiaufgebots, das dann die Paulstrasse blockiert, weiss ich sogar, wem die Winterthurer auf der Schützi gegenüberstehen.

Aber wie viel kostet das eigentlich? Das wollte Stadtparlamentarier Benedikt Oeschger (GLP) vom Stadtrat wissen. «Die Aufwände für die Polizeieinsätze an Fussballspielen belaufen sich für die Super-League-Saison auf rund 1,1 bis 1,3 Millionen Franken», schreibt dieser in seiner Antwort. Davon trug der FCW in der vergangenen Saison rund 500’000 Franken selbst, geregelt ist dieses Kostendach in einer Leistungsvereinbarung mit der Stadt. Mit dem Aufstieg in die Super League erhielt die Stapo 2022 zwölf neue Stellen und einmalig rund 800’000 Franken bewilligt. Auf Steuerzahlende entfallen also zwischen 600’000 und 800’000 Franken an Sicherheitskosten pro Saison.

In den Testspielen vor der WM sah es für die Schweizer Handballerinnen bisher nicht so gut aus. Wir drücken die Daumen, dass es dann gelingt, wenns drauf ankommt. Toi Toi Toi ab Donnerstag!

Bis bald,

Tizian

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