Kurioses aus dem Bauteillager
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#143 | 20. November 2025 | Online lesen | Unterstützen

WNTI Wintibrief

Gioia Jöhri

Guten Morgen aus dem Bauteillager

Heute nehme ich euch mit ins kantonale Bauteillager in Dübendorf. Dort landen allerhand historische Bauteile von denkmalgeschützten Bauten, die man an möglichst passenden Häusern wieder einbauen will. In der Lagerhalle bin ich auf alte Leuchtschriften der Kantonspolizei oder dem Kongresshaus Zürich gestossen und habe mich über eine alte analoge SBB-Anzeigetafel gefreut. Ich wollte wissen, was für Schätze aus unserer Stadt dort schlummern.

In dieser Halle in Dübendorf findet sich allerhand historisches Baumaterial. (Bild: Gioia Jöhri)

Das unscheinbare Bürogebäude nahe dem Bahnhof Stettbach verrät nichts über die historischen Schätze in seinem Innern. Zusammen mit Sandrine Keck, Leiterin des Bauteillagers, gehe ich durch ein riesiges rotes Tor. Dahinter erwarten uns die faszinierenden alten Leuchtschriften. Sie sind im Bauteillager gelandet, weil sie durch moderne Leuchtschriften ersetzt wurden, vielleicht weil sie den bautechnischen Vorschriften nicht mehr genügten. Da die Leuchten historischen und gesellschaftlichen Wert haben, wollte man sie aber nicht wegwerfen. Was heute ins Bauteillager kommt, muss von einem denkmalgeschützten Haus im Kanton Zürich stammen. «In den 1990er Jahren haben wir einen neuen Kurs eingeschlagen: Der Fokus liegt auf der Wiederverwendung und nicht mehr auf dem Sammeln», erklärt Keck. Das erklärt auch die grosse Sammlung an Türen oder Kochherden aus dem letzten Jahrhundert. «Solche Objekte verleihen wir aber immer mal wieder an Museen.»

Diese werden wohl nie mehr irgendwo ein neues Zuhause finden. (Bild: Gioia Jöhri)

Im Bauteillager arbeiten drei Personen mit unterschiedlichen Hintergründen: Die Leiterin Sandrine Keck ist Archäologin. Eine Sammlungstechnikerin und ein Sammlungstechniker kümmern sich um die korrekte Lagerung und die Restaurierung von Objekten. Nachdem wir an Geländern in allen Formen vorbeigeschlendert sind, kommen wir auf die Winterthurer Objekte zu sprechen.

Die Uhren vom Bahnhof Grüze

«Der Bahnhof Grüze ist absolut einzigartig», sagt Sandrine Keck. Das Perrondach aus den 1950er-Jahren steht deshalb unter Schutz. Das musste man jüngst auch bei der Sanierung beachten. Denn in Zukunft soll der Bahnhof Grüze Verkehrsknotenpunkt und der zweitwichtigste Bahnhof in Winterthur werden. Der Architekt der Perrondächer entwarf auch die heute kultige SBB-Uhr. Einige solcher Uhren sind nun jüngst ins Bauteillager aufgenommen worden, da sie nach der Sanierung keinen Platz mehr gefunden haben.

Diese Uhren vom Bahnhof Grüze sind die neusten Zugänge aus Winterthur. (Bilder: Bauteillager Kanton Zürich)

Die Sulzer-Leuchten

Aus heutiger Sicht ist die Lampe riesig und das Licht, das sie spendet, ziemlich schwach. Doch in den Hallen von Sulzer dürften solche Lampen für besseres Licht gesorgt haben. Noch vor der flächendeckenden Elektrifizierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts war man in den Fabriken auf Tageslicht angewiesen. Ein Grund für die grossen Fenster der Hallen. Die insgesamt sechs Leuchten kamen 2018 ins Bauteillager, mit grosser Wahrscheinlichkeit stammen sie aus der Halle 39, die heute das Schoch Werkhaus beherbergt.

Insgesamt sechs solcher Leuchten sind im Bauteillager gelandet. (Bild: Gioia Jöhri)

Die weiteren Objekte aus Winterthur lassen sich an einer Hand abzählen: Glasbausteine aus dem Volkarthaus, eine Blumen-Tapete von der Marktgasse 56, alte Sitzreihen aus dem Bezirksgebäude und bemalte Glasfenster aus einer Villa am Heiligberg. Wieso kommen nicht mehr Objekte aus der zweitgrössten Stadt im Kanton Zürich nach Dübendorf? Sandrine Keck kann das nicht abschliessend beantworten. Sicher ist, dass verhältnismässig wenige industrielle Objekte im Bauteillager zu finden sind. Keck erklärt sich das so: «Das Bewusstsein für die Erhaltung von Industriekultur ist erst in jüngerer Zeit gewachsen.»

Wer weiss, wo am Volkarthaus diese Glasbausteine einmal eingebaut waren? (Bild: Gioia Jöhri)

Nachgefragt bei der Denkmalpflege in Winterthur heisst es: «Wir haben die Erfahrung gemacht, dass vom kantonalen Bauteillager meist nur sehr spezifische Objekte und Einzelelemente angenommen werden, also eine enge Auswahl getroffen wird», so die Leiterin Konstanze Domhardt. Wenn ein historisches Haus abgerissen werde, so gebe man wiederverwendbare Teile oft ins Historische Bauteillager Ostschweiz. Dessen Leiter, Urs Neuhauser, bestätigt dies: «Wir haben ein bisschen eine andere Ausrichtung als Zürich. Wir nehmen auch jüngere Bauteile, von denen wir wissen, dass sie auf Interesse stossen und weiterverkauft werden können.» Aber auch bei ihnen werde geprüft, ob die historischen Bauteile zu einem Bauprojekt passen. Nach Winterthur verkaufe er immer wieder Spannendes: «In Winterthur steht das kleinste Haus der Schweiz. Der Gartenzaun und die Badewanne des Häuschens kommen von uns.»

Rubrik: Was lauft?
  • Winti Mäss eröffnet: Vom 19. bis 23. November findet die jährliche Winti Mäss in den Eulachhallen statt. Traditionelle Events wie die alljährliche Prämierung der besten «Wintiwurst» am 20. November oder das neue Angebot «Kuhtrekking» am Stand des Bolderhofs stehen auf dem Programm.


  • Ein WC, das Urin in Pflanzendünger umwandelt: Die Tössemer Firma Kompotoi baut zusammen mit dem Zürcher Verein Valoo und der Firma Ogmo aus Dübendorf erstmals eine Toilette, die Urin direkt vor Ort in Pflanzendünger umwandeln kann. «Mit dieser Toilette zeigen wir, dass echte Kreislaufwirtschaft auch im öffentlichen Raum funktioniert», so Kompotoi-Mitgründer Jojo Casanova. Die Details zum Prozess der Urinumwandlung gibt es beim Wirtschaftsnewsletter punkt4info.


  • KSW friert Brust-Tumore ein: Mit einer neuen Methode müssen bösartige Brust-Tumore nicht mehr durch einen aufwendigen chirurgischen Eingriff entfernt werden. Als erstes Spital der Deutschschweiz führt das Kantonsspital Winterthur (KSW) eine sogenannte «Cryoablation» durch. Bei diesem minimalinvasiven Verfahren wird der Tumor vereist, was ihn absterben lässt.


  • Zwei Künstlerinnen räumen ab: Zu Beginn der Preisverleihung brachte der metallige Sound der Winterthurer «Hathors» das Stadthaus zum Beben. Gewonnen haben die Kulturpreise der Stadt dann doch zwei Mitglieder aus einer Band («GreatAssTits»). Julia Toggenburger, Lyrikerin, Radiomacherin und eben ‒ Musikerin ‒ erhielt den Förderpreis für ihr Schaffen. Das Preisgeld werde sie nutzen, um eine Zeit lang das zu tun, was sie gut und gerne mache. Zum Beispiel: «Literaturgschmäus». Der Kulturpreis geht an Anisa Djojoatmodjo, «die mit ihrer Band ‹Ikan Hyu› längst auf den Bühnen der Welt spielt», wie Stadtpräsident Mike Künzle in seiner Rede sagte. Musikerkollegin Ella Ronen ergänzte in ihrer Laudatio: «Ihre Kunst trägt immer dieselbe Botschaft: Kreativität ist Freiheit, und Freiheit wird geteilt.»

Julia Toggenburger gewinnt den Förderpreis über 10’000 Franken ‒ und einen Blumenstrauss. (Bild: Tizian Schöni)

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Rubrik: Winti weiss

Berühmter Bahnhof Grüze

Der Bahnhof Grüze in Winterthur ist nach den Worten von Sandrine Keck «absolut einzigartig». So sehen das auch namhafte Architekt:innen und die Stadt Winterthur. Die Eleganz und gleichzeitige Funktionalität des Bahnhofs mit Baujahr 1955 veranlassten die Stadt, den Bahnhof unter Denkmalschutz zu stellen. Entworfen hat ihn 1952 niemand Geringerer als der Zürcher Architekt und Designer Hans Hilfiker, der auch die berühmte Bahnhofsuhr für die SBB entworfen hat. Der Bahnhof Grüze hätte als Prototyp für weitere neue Bahnhöfe in der Schweiz gelten sollen. Aufgrund hoher Baukosten kam es aber nie dazu. So bleibt der Bahnhof Grüze ein alleiniger Zeuge von eindrücklicher Bahnhofsarchitektur der 1950er-Jahre in der Schweiz.

Der Bahnhof Grüze mit den markanten Perrondächern im Jahr 1990. (Bild: Sammlung Winterthur)

Falls du in einem historischen Haus wohnst, weisst du jetzt, wo du originale Ersatzbauteile herbekommst. Und wenn nicht, passt das auch. Ein Besuch im Historischen Bauteillager der Ostschweiz steht allen offen und wer genau nachforscht, findet sicher ein paar Ziegel aus Winterthur.

Bis bald und hebed’s guet,

Gioia

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