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| Winterthur häsch Winterblues? |
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Eine Bettflasche, eine Wolldecke und mein Tüechli liegen bereit. Einen letzten Schluck Tee und los geht’s. Die Luft hat ziemlich genau null Grad, das Wasser sieben. Auf den Holzpfosten, die hier aus der Töss ragen, liegt noch ein Restchen Schnee. Gleich gehe ich baden. Ob ich Füsslinge dabei hätte, fragen die anderen. Nope. Dann soll ich besser die Hände draussen lassen und die Handschuhe anbehalten.
Im Februar während der Pandemie hatten zwei Mirjams die spontane Idee, mit Neoprenanzug im Hüttwilersee schwimmen zu gehen. An einem schönen Sonntag im darauffolgenden Oktober ging Mirjam S. erneut mit einer Freundin in den See. Ohne Neopren. Und dann am nächsten und übernächsten auch. «Es wurde kälter, aber es ging. Da sagte eine von uns: ‹Komm, wir ziehen das durch›», erzählt sie. So entstand die Kaltbade-Gruppe. Die Veltemerin hat diese Saison noch keinen Sonntag ausgelassen. Heute sind noch drei andere Frauen dabei. Und ich. Mit dem Kuhnagel meines Lebens. Ich bin sicher, ich hätte über ein Nagelbrett gehen können und hätte nichts gespürt. |
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| Der harte Kern: Angefangen hat alles mit Mirjam S. (links) und Mirjam H. im Hüttwilersee. Durch sie wurden weitere Winterthurer:innen mit der Kaltwasserliebe angesteckt. (Bild: Fabian S.) |
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| Es sei jedes Mal wieder schlimm, reinzugehen, trösten mich die Frauen. «Ich glaube, dass Kaltbaden das Immunsystem stärkt, ist ein Mythos», sagt eine. Seit sie das mache, sei sie nicht mehr und nicht weniger krank. Eine andere fügt an: «Du machst das für die Psyche. Sicher ist es gesund, wöchentlich bei jedem Wetter rauszugehen – auch für den Körper.» Aber darum geht es den Vieren nicht. Mirjam ist seit sechs Jahren selbständige Hairstylistin und Geschäftsinhaberin in Winterthur. |
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| | «Das Einzige, was ich machen muss, ist reingehen – alles andere macht der Körper.» Mirjam S., Hairstylistin |
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| | Januar und Februar seien über Jahre hinweg schwierige Monate für sie gewesen, erzählt sie. Der Dezember sei sowieso hektisch, aber auch die Menschen seien anders drauf und die würden alles bei ihnen abladen. «Ich bin von Natur aus ein positiver Mensch. Aber es gab immer diesen Peak im Jahr, an dem ich mich selbst nicht mehr spürte. Seit ich ins Wasser gehe, hat sich das geändert», so die 40-Jährige. Es sei die Kombi: Am Sonntag etwas unternehmen, bei jedem Wetter rausgehen, die Umstände so annehmen, wie sie gerade sind, und zusehen, wie sich ein Ort im Laufe des Jahres verändert. Für sie hat es nichts mit Leistung zu tun: «Das Einzige, was ich machen muss, ist reingehen – alles andere macht der Körper.» Und die Gruppe findet Mirjam noch wichtiger als das Kaltbaden an sich. Auch mir fällt auf, dass der Austausch mindestens so viel Platz einnimmt. Die Gespräche sind persönlich, aber entspannt. Und vor allem ist es sehr lustig.
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| Mirjam (Mitte): «Wenn jemand sagt, ich kann das nicht, muss ich immer lachen. Man muss ja nichts Besonderes können.» (Bild: Anina L.) |
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| Apropos Winterdepression: Es gibt sie. In einem Interview, welches das KSW zum Thema veröffentlichte, nennt die Psychologin Patricia Hertig die kurzen Tage und der damit verbundene Lichtmangel als Hauptauslöser. Dadurch wird die Produktion des Hormons Melatonin unterdrückt, was zu Müdigkeit, Schlafstörungen und Stimmungstiefs führen kann. Eine sogenannte saisonale affektive Störung kann mit einer Lichttherapie behandelt werden. Laut Hertig gibt schon ein bedeckter Himmel mehr Licht ab als künstliche Lichtquellen. Auch Marco Hofstetter von «Tel 143 – Die dargebotene Hand» empfiehlt, trotz Ruhebedürfnis auch bei Nässe und trübem Wetter nach draussen zu gehen. Der November bringe aber nicht zwingend mehr Anrufe mit sich. Die Anrufzahlen bei der Geschäftsstelle Winterthur/Schaffhausen/Frauenfeld seien insgesamt von Jahr zu Jahr gestiegen, so Hofstetter. Niedergeschlagenheit habe in vielen Fällen mit Überforderung zu tun. Der Geschäftsleiter weiss: «Ein Gegenüber, das zuhört, kann in solchen Momenten bereits Hoffnung schenken.» |
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| | Tel 143 – Die dargebotene Hand: Unter der Nummer 143 können Menschen in Not anonym und kostenlos ein Telefongespräch in Anspruch nehmen, und das 24 Stunden am Tag. Auch chatten und mailen mit den geschulten freiwilligen Mitarbeitenden ist möglich. Der Verein ist auf Spenden angewiesen. Wer das Angebot gerne unterstützen möchte, kann das hier tun. |
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Sekundenschlaf: Am gestrigen Morgen, kurz vor halb fünf, meldete ein Mann der Einsatzzentrale einen Selbstunfall mit dem Auto an der Tösstalstrasse. Wie die Stapo mitteilte, war der 27-jährige Lenker am Steuer eingeschlafen und mit mehreren Pfosten kollidiert. Am Auto entstand Sachschaden, es wurde aber niemand verletzt.
Glitzer im Gewerbemuseum: Das wird die vielleicht slayeste Ausstellung in Winterthur. Im Gewerbemuseum findest du ab dem 28. November 40 Werke zum Thema Glitzer. Darunter sind Perücken, Fotografien, Pokémon- und Fussballkarten, Videokunst ‒ und ja, ein Bühnenoutfit von Bill Kaulitz. Nebst all den visuellen Reizen wird es im Gewerbemuseum auch um das Material selbst gehen: Ist Bio-Glitzer wirklich öko-verträglich? Zu sehen sind die funkelnden Stücke bis im Mai 2026. (tz)
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| Fuegonails: Iconic Iconography, 2024 (Bild: Regine Eurydike Hader) |
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| FCW-Klinge-Linge-Ling: Morgen Abend findet im FCW-Fanshop an der oberen Kirchgasse ab 17 Uhr ein Winterplausch mit DJ, Iglu-Bar, Raclette und Fanartikel statt. Es gibt die Möglichkeit, Tickets für Spiele in Luzern und Lausanne zu kaufen und Spieler der ersten Mannschaft zu treffen.
Baustelle trotz Hochwasser nicht in Gefahr: Neun Kubikmeter oder etwa 50 Badewannen Wasser pro Sekunde führte die Eulach am Montagabend. Der Pegel stand hoch ‒ auch bei der Baustelle des neuen «Campus T» hinter dem Technikum. Ein Bagger drohe, in die Eulach zu kippen, schrieb eine Leserin dieser Redaktion. Auf Anfrage beim Kanton gab ein Sprecher der Baudirektion gestern jedoch Entwarnung. «Vor dem erhöhten Wasserstand konnten Baumaterialen aus dem Abflussquerschnitt entfernt oder mit Seilen gesichert werden.» Am Dienstagmorgen sah die Baustelle trotzdem aus, als wäre sie arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Weshalb das laut Baudirektion so sein soll, liest du im ganzen Text auf wnti.ch. (tz)
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| Brunnengehn
Dir zieht es beim Wort Kaltbaden die Eingeweide zusammen? No Problem, ich hab auch für dich etwas – Warmbaden. Im Brunnen. Der Verein Brunnengehn beheizt über den Winter öffentliche Dorfbrunnen in Winterthur und lädt zum gemütlichen Brunnenbad bei 39 °C ein. Geheizt wird mit einem mobilen Holzofen und regionalem Holz aus Seen. Ab 18 Uhr können sich Badegäste jeweils an der Rezeption melden und werden von dort via Umkleidekabine und kalter Dusche ins Baderitual eingeführt. Damit sollen die Dorfbrunnen auch in den Wintermonaten zum Treffpunkt werden und die Gemeinschaft im Quartier fördern. Das Brunnenbaden ist kostenlos, freiwillige Beiträge sind willkommen. Offiziell startet der Gspass am 21. Dezember in Veltheim. Alle Daten sind auf der Webseite publiziert. Diesen Samstag findet der Auftakt statt – er dient dazu, die optimierte Brunnenheiztechnik zu testen. |
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| Init7 liebt Klarheit – nicht falsche Rabatte Der Black Friday naht und ist oft mehr Schein als Sein: Impulskäufe, «reduzierte» Preise und viel unnötiger Konsum. Internet-Provider wechseln geht auch ohne Rabatt-Show. Bei Init7 gibt’s das ganze Jahr stabile Leistung und Preise. |
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| | | Mir persönlich reicht momentan die Selbsttherapie – ob es nun das Kaltbaden oder etwas anderes ist, das ich im Alltag einbaue, um den winterlichen inneren Sauhund zu überwinden. Dass ich zu Hause die Lichterketten montiert habe und derzeit schon um vier Kerzen anzünde, kommt wohl auch nicht von ungefähr. Ich hoffe, du holst dir heute auch etwas Licht in den verkürzten Tag und bist wohlauf. Herzlich, deine Maria |
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