Tizian Schöni

Hollywood-Glamour auf dem Hallenboden…

«Wenn du in Winti wohnst, musst du ein zäher Fan sein, egal für welche Sportart du dich interessierst», sagte mir letztens ein Tischnachbar. Ja, der FCW steht am Tabellenende und dem EHC Winterthur geht das Geld aus.

Aber der Unihockeyverein HC Rychenberg reitet auf einer Erfolgswelle, die im Frühling im ersten Cupsieg nach 29 Jahren gipfelte. Unser Autor Lenard Baum besuchte für uns die Film-Premiere, die diesen Erfolg auf der Leinwand verewigte.

Die Filmemacher Etienne Ettlinger (l.) und Raphael Mahler (r.) begleiteten den Weg des HC Rychenberg bis zum Cupsieg 2025. (Bild: Lenard Baum)

Ein Lachen geht durch das gefüllte Auditorium, als ein hektischer Mauszeiger über die Leinwand tanzt. Der Ton streikt kurz. Doch das Publikum nimmt es mit Humor und klatscht erleichtert, als die Dokumentation startet. Ein unfreiwillig passender Einstieg für einen Verein, bei dem sportlich nicht immer alles glattlief. Aber an diesem Donnerstagabend vor einer Woche wissen alle: Am Ende wartet ein Happy End à la Hollywood.

So markiert der Abend eine Premiere: Aus über 400 Stunden Rohmaterial entstand die erste Langzeit-Dokumentation über den Winterthurer Unihockey-Club. Zwischen den ersten Bildern der Dokumentation «HC Rychenberg Winterthur – Titelträume» und den ersten Lachern beginnen die Reihen zu flüstern. «Bei dem Spiel war ich!», «Ist das nicht …?» Knapp 480 Gäste – von Juniorinnen und Junioren bis zu den 60-jährigen Gründungsmitgliedern – füllen das Auditorium des gate27. Die Vielfalt des Vereins sitzt Schulter an Schulter.

Präsident Eric Fischer richtet vor Filmbeginn das Wort an die geladenen Gäste. (Bild: Lenard Baum)

HCR-Präsident Eric Fischer kündigt vor Beginn an, er habe sich vor allem eines gewünscht: «Einen ehrlichen Blick in die Kabine». Genau diesem Anspruch folgen die Filmemacher Etienne Ettlinger und Raphael Mahler seit rund anderthalb Jahren. Im Frühjahr 2024 starten die Aufnahmen, als der HCR tabellenführend war und im Cupfinal 2024 stand. «Die Chance auf einen Titel war hoch, doch dann ging alles in die Hose», so Ettlinger über den sportlichen Absturz, der folgen sollte.

Der Film zeigt die Konsequenzen schonungslos: die Finalniederlage gegen Zug United, das frühe Playoff-Aus gegen Floorball Thurgau, die Entlassung von Trainer Philipp Krebs und die Verletzung von Captain Nils Conrad.

Der stärkste Part ist der intime Blick in die Kabine. Zu sehen ist alles: das jubelnde Team nach einem Sieg, aber auch Tränen sowie kaputte Schläger nach dem Playoff-Aus. «Das ist für mich die stärkste Szene», sagt Filmemacher Mahler. «Man sieht, wie ein Team innerlich funktioniert oder eben nicht.» Dass diese Momente unverstellt und echt sind, bestätigt auch Nationalspieler Manuel Maurer: «Ich habe die Kamera fast nicht bemerkt. Im Car vielleicht kurz, sonst überhaupt nicht.»

Das offizielle Plakat zur Premiere – Fans, Spieler und Vereinsmitglieder waren vor Ort. (Bild: Lenard Baum)

Neben der sportlichen Seite widmet sich der Film auch den Strukturen dahinter. Vieles beim HCR basiert auf Freiwilligenarbeit. Eine Realität, die ab der Mitte des Films mehr Raum erhält, genauso wie die Gründungsgeschichte. Dieser Abschnitt wirkt stellenweise etwas poliert, verdeutlicht aber, warum der HCR für viele mehr ist als seine Resultate.

Während einige Zuschauerinnen und Zuschauer den Blick hinter die Kulissen besonders schätzten, warteten andere vor allem auf das grosse Highlight der vergangenen Saison: den Cupfinal 2025, der im Frühling in Bern für laute Fangesänge und Erleichterung sorgte. Der Film liefert diesen Moment im letzten Drittel: Nach 29 Jahren gewinnt der HCR den Schweizer Cup mit einem 7:2-Sieg über Zug United. Revanche, Höhepunkt und emotionaler Schlusspunkt zugleich. Die Kamera fängt den Moment ein, der beim HCR längst Geschichte ist: Jubel, Erleichterung und die gelbe Wand in der Wankdorfhalle.

Doch beim Premierenabend fallen noch kleine Macken auf: fehlende Texteinblendungen oder eine Szene ohne Musik. Die Ursache dafür ist schnell erklärt: «Geplant waren 70 bis 80 Minuten – nun sind es 100. Da wurde es eng bis zur Premiere», sagt Ettlinger. Der Filmemacher witzelt: «Ich habe in den letzten zwei Tagen vielleicht zweieinhalb Stunden geschlafen», erzählt er lachend. «Meine Schwiegermutter kam am Vorabend noch vorbei, um mir die Haare zu schneiden, damit ich nicht völlig erledigt aussehe.»

Trotzdem wurde die Premiere zu einer Feier der Cuphelden und der vielen Menschen, die den HCR tragen. Ab Dezember, rund um die Festtage, soll die Doku kostenpflichtig im Stream verfügbar sein, dann mit vollständiger Musik und Feinschliff. Für die Gäste im Saal galt ohnehin: Diese Geschichte war fast zu gut, um wahr zu sein.

Lenard Baum arbeitet als freier Journalist mit Fokus auf Sportthemen. Aufgewachsen in Seen, hat er seine Wurzeln im «grossen Nachbarskanton». Dennoch führen ihn seine Wege immer wieder nach Winterthur – besonders gern auf die Schützenwiese.

• Weihnachtsstimmung bei Jung und Alt: Die Rudolf Steiner Schule führt dieses Wochenende ihren jährlichen Weihnachts-Bazar durch. Seit über 40 Jahren organisiert die Privatschule den Bazar. Der Anlass ist öffentlich. Wer am Wochenende nicht in die Schule möchte, kann auch zum Seniorenzentrum Wiesengrund gehen. Dort ist das «Wiehnachtsdörfli» mit zwölf Chalets und Weihnachtskarussell aufgestellt. (ks)

  
  

• Petition für Verkehrsberuhigung in Töss: Anwohnende des Eichliackerquartiers reichten gestern die Petition «Keine Sperrung der Dammbrücke Töss» ein, so der Tages-Anzeiger. Die Stadt will den Schleichverkehr in Töss verhindern, dafür soll auf der Dammbrücke zum Eichliackerquartier ein Verbot für den motorisierten Verkehr gelten. Einige Anwohnende wehren sich gegen das Verbot, da es gerade den nördlichen Teil des Quartiers abschneide. (ks)

  
  

• Etwas andere Fasnacht: Am Sonntag, dem ersten Advent, findet der «Chlauseinzug» des «Wiehnachtsmärts» statt. Unterdessen sei er bereits zur Tradition geworden, so der Verein auf der Website. Um 16.16 Uhr starten die unterschiedlichsten Chläuse und Chläusinnen im Obertor und gehen via Graben, Marktgasse, Obergasse und Steinberggasse zum Königshof. Laut Winterthurer Zeitung sind weiterhin Chläuse und Chläusinnen willkommen. (ks)

  
  

• Labüsch-Werk von 1999 wird wieder ausgestellt: Das Winterthurer Künstlerduo Chris und Pierre Labüsch stellen «Switzerland the Big City» erneut aus. Auf dem Spieltisch-artigen Werk der Brüder bewegen sich verschiedenste Miniaturen, etwa ein Zug, eine Uhr, ganz viele Zweifränkler ‒ rundum alles, was die Schweiz ausmacht. Erstmals ausgestellt wurde das Werk an der Immobilienmesse MIPIM in Cannes. Neu aufgelegt und erweitert stellt es nun das Kunsthaus Glarus aus, die Vernissage ist am 29. November. (tz)

Die Bernina-Nähmaschine von Grosi, der CD-Player, das Bügeleisen mit abgedrehtem Kabel: Wir alle kennen Gegenstände, die wir manchmal tausende Stunden lang verwendet haben. Dann gehen sie plötzlich kaputt ‒ und es bleibt nichts anderes übrig, als teuren, schlechten Ersatz zu kaufen. Wovon wohl unsere Post-it-Schreiber:in gefrustet war?

Zum Glück gibt es nebst professionellen Reparaturwerkstätten auch eine Graswurzelbewegung: die «Repair Cafés». Du kannst deinen defekten Walkman vorbeibringen, eine (pensionierte) Elektrotechniker:in repariert ihn kostenlos. Und du trinkst in der Zwischenzeit einen Kafi.

Mittlerweile ist die Bewegung gar nicht mehr so graswurzelig. Die Stiftung für Konsumentenschutz hostet eine Website mit den über 200 Repair Cafés der Schweiz, das Ganze wird kräftig vom Bund unterstützt. In Winti gibt es das Repair Café in der Genossenschaftssiedlung Giesserei. Geflickt wird das nächste Mal im April 2026. Ab und zu finden vereinzelte Anlässe statt.

Wo gibts die beste Cremeschnitte?

Nachdem wir in dieser Rubrik bereits nach der besten Pizza (Incontro) und dem besten Vermicelle (irgendwo in Oberi) gefragt haben, flatterte umgehend ein weiterer Wunsch für die nächste Kür ins Redaktionspostfach. Die Wahl der besten Cremeschnitte in Winterthur!

Und wieder einmal treffen sich hier unten die tapferen. Als Belohnung verrate ich dir etwas: Am Montag kommt eine Geschichte, auf die ich mich schon lange freue. Über einen Ort, an dem wir alle schon einmal waren. Obwohl es eigentlich gar nicht nötig wäre.

Gespannt? Jetzt erstmal ab ins Wochenende!

Tizian